Am Beispiel der Fernsehdokumentation „Von Neonazis und Superhelden - Die Kleinstadt Themar und der Rechtsrock“ von Adrian Oeser. Die Teilnehmer*innen erhalten zur Vorbereitung auf das Webinar nach der Anmeldung Zugangdaten, um den Film online ansehen zu können.
Ob Neonazis, Vertreter der Identitären Bewegung oder rechtsextreme Mitglieder der AFD – sie alle versuchen in den Medien eigene, ihre Absichten verharmlosende Bildwelten zu produzieren und insbesondere die Kameras, die auf sie gerichtet sind, für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Soll man sie einfach so behandeln wie andere politische Gruppierungen oder Protagonisten*innen? Oder brauchen Journalisten*innen eine eigene Strategie beim Umgang mit den Rechtsextremen?
Adrian Oeser hat sich bei der Vorbereitung für seinen Film „Von Neonazis und Superhelden - Die Kleinstadt Themar und der Rechtsrock“ intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie er Neonazis zeigen und befragen kann, ohne ihre Inszenierung zu übernehmen.
Riesige Rechtsrock-Konzerte sind seit wenigen Jahren wie ein Schicksal über die 2300-Seelen-Gemeinde Themar hereingebrochen. Beim zweiten rechtsextremen Großevent überfluteten über 6000 Anhänger der militanten rechtsextremen Szene die Thüringische Provinz. Die Neonazis grölten rassistische und nationalistische Lieder und zeigten dazu den Hitlergruß. Von einem lokalen Journalisten gefilmte Aufnahmen machten europaweit Schlagzeilen.
Adrian Oeser ist vor dem dritten Konzert einige Wochen nach Themar gezogen und hat sowohl die Rechtsextremen, die das nächste Konzert planten und durchführten, beobachtet, als auch die Anhänger einer Bürgerinitiative “Themar gegen Rechts“, die das Event mit vermutlich wieder Tausenden von anreisenden Neonazis per Gerichtsbeschluss verbieten lassen wollten. Doch das Verbot scheiterte, weil das Konzert als politische Veranstaltung angemeldet wurde und im Rahmen des Grundrechts auf Meinungsfreiheit geduldet werden musste.
Die „normalen“ Einwohner Themars standen dazwischen und dem Ganzen hilflos und eher indifferent gegenüber. Einige betonen immer wieder, dass die Mega-Veranstaltung am Rande des Ortes das Leben ihrer kleinen Gemeinde und ihr Empfinden nicht weiter stören würde. Immerhin hätten die Rechten den Veranstaltungsort immer ordentlich und sauber verlassen. Die dokumentarischen Beobachtungen in Themar zeigen im Kleinen, wie sich der gesellschaftliche Rechtsruck im Ganzen vollzieht.
Mit dem Autor soll diskutiert werden, wie er es geschafft hat, mit den Neonazis ins Gespräch zu kommen, und ob es ihm gelungen ist, sie zu zeigen und zu interviewen, ohne dass sie die Aufnahmen für ihre Zwecke instrumentalisieren konnten.
Links:
https://mediendienst-integration.de/artikel/wie-ueber-rechtsextremismus-berichten.htmlhttps://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41325/wie-sollten-journalisten-ueber-rechtsextremismus-berichtenhttps://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41312/was-ist-rechtsextremhttps://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41323/wie-umgehen-mit-neonazis-auf-veranstaltungenhttps://www.belltower.news/neonazis-und-journalistinnen-die-wissen-ueber-welche-stoeckchen-wir-springen-35196/https://de.in-mind.org/article/vom-rechten-rand-auf-seite-1-wie-die-medien-unsere-meinung-ueber-rechtsextremismus-undhttps://www.der-rechte-rand.de/archive/2544/kubitschek-homestory/